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Bild: pixabay/ MarlyneArt
„Puh, gleich muss ich mit der schwierigen Kundin telefonieren…Och nee….“. Ein kurzer Griff nach unten. Boomer, der Bürohund, hat schon gemerkt, dass ich gestresst bin. Vor ein paar Minuten hat er mich von der Kaffeeküche bis zu meinem Schreibtisch begleitet und sich auf meine Füße gelegt. Sein Blick, das Streicheln über sein Fell und seine Wärme lassen mich runterkommen. Nach zehn Minuten Kaffee trinken mit Boomer kann ich den Hörer in die Hand nehmen und der Kundin sagen, dass wir eine Lieferverzögerung haben und deswegen unsere Timeline sprengen.“ Mit dem Hund ins Büro? Dafür spricht viel. Bürohunde sind nachweislich gut für die Arbeitsmotivation und senken das Stresslevel. ABER, die Sache muss für alle Beteiligten ok sein, damit`s kein Flop wird.
01 Warum es gut ist, Bürohunde zu haben
02 Check: was darf ich?
03 Welche Hunde sind für den Büroalltag geeignet?
04 Wie überzeuge ich die Chefin?
05 Was muss ich vorbereiten?
01 Warum es gut ist, Bürohunde zu haben
Fangen wir mal mit der „Du-Evidenz“ an. Wie bitte? Na, mit der „Du-Evidenz“. Die „Du-Evidenz“ bezeichnet die Tatsache, dass zwischen Menschen und höheren Tieren Beziehungen möglich sind, die denen entsprechen, die Menschen unter sich kennen. Worauf es hier einzig ankommt, ist die subjektive Gewissheit -damit bist du als HundehalterIn und deine Kollegen gemeint, es handele sich bei einer solchen Beziehung um Partnerschaft. Damit wird das Tier vom Menschen als Genosse gesehen.
Oh mein Gott! Heißt das, das ist gar nicht so? Findet mein Hund das etwa nicht? Ruhig Brauner! „Du Evidenz“ kommt bei allen höheren Tieren vor. Natürlich auch bei deinem Hund. Es ist quasi ein Kniff der Wahrnehmung. Wir interpretieren auf der Grundlage der „Du-Evidenz“ in unser Tier hinein, es sei unser Gefährte. Wir geben unserem Tier einen Namen und erheben es aus der Masse seiner Artgenossen.

Diese Nummer mit der „Du-Evidenz“ beginnen wir auch schon selbst ganz früh in unserem Leben. In der Regel ist dazu der erste Partner unsere Mutter. Oder ein anderes Beispiel: die personenhaft emotionale Bindung eines Autobesitzers….ich bin sicher, sie hat einen Namen 😉
Bild: pixabay/ Travis21
Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: jedenfalls ist das die unumgängliche Voraussetzung dafür, dass Tiere wirklich einen therapeutischen Nutzen haben. Denn weil wir im Tier sehen was wir sehen, wenden wir uns dem Tier zu. Und das Tier wendet sich uns zu. Es ist diese Zuwendung, die uns eine sagenhafte Stütze ist. Unser Gefühl der Zuneigung und Zuwendung wird vom Tier sofort mit eben solcher beantwortet. Und das macht schlicht glücklich! Und das ist wohltuend und heilend.
Stress fällt von uns ab durch Zuwendung. Und so kommt es, dass es bereits viele Bürohunde gibt, die die Stressbelastung am Arbeitsplatz deutlich reduzieren. Aber nicht nur das! Auf einmal redet man mehr miteinander. Kollegen, die man früher als unnahbar, garstig oder unfreundlich eingestuft hatte, erblühen plötzlich im Kontakt zum Hund und man bekommt eine ganz neue Haltung zu einem Menschen, den man vorher vielleicht gemieden hat. Der Hund wird also zum „sozialen Katalysator“ in der Belegschaft. Tiere reizen zum Lächeln und Lachen, zu Bewegung und Spiel. Tiere machen aktiv, unternehmenslustig, helfen Freundschaften zu knüpfen und sie machen uns freundlicher.
02 Check: was darf ich?
So viel ist schon mal klar: du darfst nix ohne deinen Arbeitgeber. Auch wenn es für dich, deinen Hund und deiner Meinung nach vielleicht ein absoluter Gewinn wäre, deinen Hund mit ins Büro zu nehmen -das alles musst du immer mit deinem Arbeitgeber abklären. Du riskierst sonst nicht nur einen Anschiss, sondern Abmahnung oder Kündigung.
Das Mitbringen eines Hundes gilt ohne Absprache mit deinem Arbeitgeber als Untergraben der Weisungsbefugnis deines Arbeitgebers. Denn, wollen Beschäftigte ihr Haustier ins Büro mitbringen, muss der Arbeitgeber zustimmen. Das Weisungsrecht – auch Direktionsrecht genannt – erlaubt es ihm, Ort, Zeit und Bedingungen der Arbeitsleistung nach eigenem Ermessen zu bestimmen. Häufig sind Sicherheits- oder Hygienevorschriften zu beachten, insbesondere in Branchen wie der Lebensmittelindustrie oder im Gesundheitswesen. Dort sind Haustiere grundsätzlich ausgeschlossen.
Erlaubt dein Arbeitgeber Hunde im Büro, kann er die Genehmigung an Bedingungen knüpfen. Beispielsweise, dass die Tiere sauber sein müssen, dass dein Hund eine Verhaltensprüfung bestanden hat, einen Maulkorb tragen oder angeleint sein müssen. Und: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können ihre Entscheidung aus sachlichen Gründen widerrufen, etwa wenn ein Kollege eine Hundehaarallergie oder Angst vor Hunden hat.
03 Welche Hunde sind für den Büroalltag geeignet?
Das ist eine Frage, die ziemlich simpel zu beantworten ist. Keiner hat etwas davon, wenn dein Hund nervt. Wenn dein Hund bellt, winselt, jammert, das Essen vom Tisch klaut, vielleicht an den Bürostuhl markiert und vor allem, wenn er Menschen nicht mag.
Deswegen sind Hunde, die dazu neigen ihre Besitzer, „ihr“ Büro oder was auch immer zu verteidigen, nicht geeignet. Hunde, die nicht leise sind, sind nicht geeignet. Hunde, die gefährlich sind, sind nicht geeignet. Hunde, die schnell hoch drehen, sind nicht geeignet. Hunde, die ihr Futter nicht vertragen und häufig unter Bauchweh leiden, sind auch nicht geeignet.
Für alle anderen gilt:
- Geimpft und versichert
- Sehr gut sitzender Gehorsam
- Alleine auf dem Platz bleiben können, auch wenn FrauHerrchen mal eben wo hin muss
- Zuhause fressen
- Nett zu allen sein, auch zu anderen Hunden
Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass du dafür sorgst, dass dein Hund eine Hinterlassenschaften hinterlässt, beziehungsweise, du diese direkt entfernst um deine Kollegen nicht zu belasten.
04 Wie überzeuge ich die Chefin?
Time is money, deswegen kommt hier die ultimative Überzeugungscharta!
Mitarbeiter:
- Verminderung der Burnout-Gefahr am Arbeitsplatz
- Insgesamt gesündere Mitarbeiter im Unternehmen
- Motiviertere und engagierte Mitarbeiter
- Flexiblere Mitarbeiter
- Verminderung der Gefahr von Dauerstress
Kostensenkung – Ertragssteigerung
- Verminderung der Krankenkosten durch geringere Krankenstände
- Erhalt der Arbeitsleistungen durch Nichterkrankung
- Reduzierung der Ausfall- / Fehlerquote durch Nichterkrankung
- Reduzierung der Mehrbelastung von Kollegen durch Nichterkrankung
Mitarbeiterbindung
- Verbesserung des Betriebsklimas
- Vereinfachung Neuteambildung
- Erhöhte Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen
- Engagierte Mitarbeiter bleiben dem Unternehmen erhalten
Imageverbesserung
- Vorteil im “War for talents” für das Unternehmen
- Möglichkeit der positiven Öffentlichkeitsarbeit
(Quelle: https://xn--bv-brohund-deb.de/vorteile-von-buerohunden/buerohund-vorteil-fuer-unternehmen/ am 26.03.2025)
05 Was muss ich vorbereiten?
Ein häufiges Argument gegen einen Bürohund ist, dass es MitarbeiterInnen mit Allergie gibt. Oder mit Angst vor Hunden. Oder mit Phobien. Da unser aller Freiheit bei der Freiheit der anderen aufhören sollte, muss erst mal unter den Kollegen gefragt werden, wie die das so sehen. Gibt es Kollegen, die allergisch sind oder Angst vor Hunden haben, muss gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden. Eventuell lassen sich Arbeitsplätze tauschen oder ein Zeitsystem einführen mit dem alle gut leben können.
Ist diese Sache geklärt, geht’s an nächste Thema: in welche Räume darf der Hund und in welche nicht. Es kann sehr sinnvoll sein, je nach Bürogröße, Besucheranzahl usw., ein Kindergitter in deine Tür zu machen. Vielleicht auch an die Tür zum Meetingraum? Besprich dich mit deinen Kollegen und deiner Chefin, was für die meisten ok ist.
Achte auf einen Liegeplatz für deinen Hund, der für deinen Hund gut ist und wo er niemanden stört, selbst aber auch nicht gestört wird. Denn bei allen Gedanken darum wie toll ein Hund im Büro für die Menschen ist, stellt sich ja auch die Frage, wie dein Hund das sieht. Des Hundes liebster Platz ist bei dir. Deshalb freut er sich natürlich mit dir ins Büro zu gehen -klar. Aber achte strikt darauf, dass der Büroaufenthalt für deinen Hund nicht zum Dauerstresstest wird. Damit geht es deinem Hund nicht gut. Stress nimmt Lebensqualität. Deswegen ist eine authentische harmonische Beziehung zwischen euch auch hier wieder der Stresspuffer schlechthin! Eine authentische Beziehung entsteht nie durch Training mit Leckerlis oder Spielzeug -vergiss das nicht.
Darüber hinaus solltest du auf dem Schirm haben, dass eine Planung deiner Termine mit den Bedürfnissen deines Hundes zusammen passen sollte. Je nach dem macht es für deinen Lieblingsfiffi auch mal Sinn, zuhause zu bleiben.