Anspringen -muss das sein?

Bild: pixabay/ susanne906

Du kommst nach Hause und hinter der Tür wird schon freudig gewedelt und gewufft, im nächsten Augenblick springt dein Hund aufgeregt an dir hoch. Springt dein Hund auch andere Leute an? Oder bist du schon von Hunden angesprungen worden, hattest vielleicht die matschigen Pfotenabdrücke auf deiner Kleidung? Warum Hunde uns anspringen und was du dagegen tun kannst, liest du in diesem Artikel.

01 Warum springen Hunde uns an?

02 Anspringen birgt Konflikte und Gefahren

03 Wie kann ich meinem Hund das Anspringen abgewöhnen?

01 Warum springen Hunde uns an?

Hunde kommunizieren, genauso wie wir Menschen, sehr viel über ihren Gesichtsausdruck. Deswegen ist das Ziel von anspringenden Hunden unser Gesicht als körperliches Kommunikationszentrum sozusagen. Sie müssen springen um an unser Gesicht heranzukommen.

Welpen und junge Hunde betteln alte Hunde an, indem sie an ihren Maulecken lecken. Das Belecken der Maulecken als deeskalierendes Signal entsteht aus dem Betteln um Futter bei den Althunden. Durch das Belecken erbrechen die alten Hunde Nahrung, die dann von den jungen Tieren gefressen wird. Dieses Belecken der Maulecken wird von allen Hunden als deeskalierende Geste verstanden. Allerdings kann das Belecken auch eine begrenzende Botschaft enthalten. Diese wird zwar freundlich, aber bestimmt durch heftiges „be- weglecken“ geäußert.

Wenn unser Hund uns anspringt, kommt es auch nicht selten vor, dass wir regelrecht geknufft werden. Dabei springt uns der Hund mit geschlossenem Fang ins Gesicht und stößt, knufft, uns. Das kommt häufig vor, wenn unser Hund sehr aufgeregt ist oder er macht es bei unserem Besuch. Es kann auch vorkommen, dass unser Hund uns oder Fremde anspringt und dabei seinen Fang leicht geöffnet hat. Diese Signale sind keineswegs deeskalierend, sondern sind von unserem Hund maßregelnd gemeint.

Hunde springen uns und fremde oder auch bekannte Personen an um auszudrücken, dass sie Kontrolle über eine Beziehung wünschen an der sie teilhaben wollen („beschwichtigend“) oder uns maßregeln wollen (Aggression). Sie hindern uns erst einmal daran unseren Weg fortzusetzen, indem sie uns anspringen, und genau das ist auch ihr Ziel. Anspringen sollten wir also zweifach deuten: einmal als „beschwichtigende Begrüßungsgeste“ und einmal als  abwehrende Geste.

Anspringen ist immer ein Ausdruck von Gefühlen. Die Gefühle können begrüßend, freudig, beschwichtigend sein. Sie können lauten: „Wo bist du gewesen?! Was fällt dir eigentlich ein wegzugehen?“. Sie können auch kontrollierend und fremdenfeindlich sein. Anspringen bringt nie die Ungeduld deines Hundes zum Ausdruck und ist auch nie eine „Übersprungshandlung“, sondern wird vom Hund bewusst eingesetzt.

Wichtig ist zu wissen, dass Hunde so auch untereinander miteinander „reden“  und sich Signale senden. Sie wenden IHRE Sprache an um mit UNS zu reden.

02 Anspringen birgt Konflikte und Gefahren

Eine ältere Person oder Kinder können von einem größeren Hund problemlos umgeworfen werden und sich dabei sogar schwer verletzen. Kinder, die Hunde nicht gewöhnt sind, können sich dabei so erschrecken, dass sie womöglich dauerhaft Angst vor den Hunden entwickeln. Ist dein Hund schmutzig und springt andere Menschen an, ist das oft Grund für eine Auseinandersetzung und kostet dich mindestens die Gebühren der Reinigung.

Du solltest also klar sehen, dass das Anspringen deines Hundes zwar völlig normal für ihn ist, aber tolerieren darfst du es nicht. Auch nicht, wenn du noch so viel Verständnis für deinen Hund hast. Vielleicht bist du in Begrüßungssituationen selbst unaufmerksam, bist abgelenkt, weil du dich mit der Begrüßung deines Besuchs befasst? Schließlich will man ja nicht unhöflich sein…Oder wenn du selbst angesprungen wirst, freust du dich vielleicht auch darüber weil du es für einen Ausdruck von Liebe hältst? Oder du denkst dir: „Sooo schlimm ist es jetzt auch nicht…“.

03 Wie kann ich meinem Hund das Anspringen abgewöhnen?

Anspringen gewöhnt man dem Hund nicht über Nacht ab, denn für deinen Hund hat es eine große Bedeutung sich dem Kommunikationszentrum „Gesicht“ zu nähern. Daher solltest du mit dem Angewöhnen so früh wie möglich starten. Wichtig ist, dass du in der Erziehung deines Hundes immer einfühlsam vorgehst. Du solltest also in dem selben Maß auf deinen Hund reagieren wie er agiert.

Ignorieren bzw. Nichtbeachten ist nie der richtige Weg. Erstens, weil Hunde es untereinander anders machen. Somit ist Ignoranz nicht Teil ihrer Erziehungsstrategie. Und zum Zweiten schauen wir mal, was es bräuchte um wirklich ein Ignorieren hinzubekommen. Dafür müsstest du:

  1. Dich wortlos von deinem Hund wegdrehen.
  2. Beinen Hund in dieser Situation überhaupt nicht beachten -kein Blickkontakt, keine Ansprache, keine Berührung.

Das mag vielleicht hin und wieder funktionieren. Aber bedenken wir, dass du und dein Hund eingebunden seid in eine Umwelt mit vielen anderen Menschen und Tieren. Nur weil du diese Übung mit deinem Hund irgendwann relativ gut hinbekommst, heißt es nicht, dass dein Hund nicht bei anderen Menschen anspringt.

Eine Idee, die auch immer wieder von Trainern ausgesprochen wird oder medial propagiert wird, ist es den Hund für sein „Nichtanspringen“ mit Futter, Begrüßung, Spiel oder sonstigem zu belohnen. Das ist natürlich Quatsch, denn damit verschärfst du im Grunde nur die Erwartungshaltung deines Hundes. Du solltest von allen möglichen Ablenkungsmanövern wie Futter oder Spiel die Finger lassen. Auch der Gedanke oder vielmehr das Gefühl: „Ach, er will mir ja gefallen…wie süß, eigentlich! Wenn ich das nicht zulasse mache ich bestimmt die Bindung kaputt.“ sind verkehrt.

Zeige deinem Hund deutlich, dass du nicht angesprungen werden willst und es auch nicht tolerierst, wenn er das bei anderen Menschen macht. Bleibt dein Hund unten und beruhigt sein Verhalten solltest du auch sofort umschalten und mit deinem Hund eine nette kleine Begrüßungskuscheleinheit abhalten. So lernt dein Hund sich zu regulieren.

Zudem solltest du ein „Nein“ aufbauen. Wenn dein Hund dieses Signal hört, sollte er gelernt haben, dass er sein Verhalten unterbrechen sollte. Das kannst du dann auch gut nutzen, wenn dein Hund z.B. auf andere Menschen losstürmt. Anfangs kannst du hier auch mit der Leine arbeiten um deinen Hund dabei zu unterstützen seinen Impuls zu unterbrechen. Du könntest auch die Pfoten deines Hundes nehmen und sie unter dem Kommando „Nein“ zum Boden führen. Aber Vorsicht, das ist nicht für jeden Hund etwas! So manch einer wird dadurch noch wilder werden.

Egal wie du vorgehst, eines ist absolut wichtig: bleibe einfühlsam, also antworte mit derselben Energie die dein Hund zeigt, weiche nicht zurück, bleib dran und setz dich bis zum Ende durch. Generell sollte die Regel lauten, dass dein Hund nicht anspringen darf, egal welche Person. An diese Regel solltest du dich konsequent halten.

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